In einer späteren Ausgabe derselben Zeitschrift las ich sie klagenden Worte eines Unternehmers :
"Wie soll man in so 'harten Zeiten wie diesen' mit "Experimenten" überleben ?" ... ... (?)
"... Ohne staatliche Förderung, ohne Stifterinitiative kommt es, wie es sich jetzt schon ankündigt:
Schallplattenfirmen kaufen ganze Verlagsprogramme auf und beliefern uns demnächst mit textlich
veralteten Evergrens, daneben das immer gleiche Einerlei, wie gehabt. Statt kommunaler Gleichgültigkeit
dem verbreitetesten und einflußreichsten Medienphänomen gegenüber, wage man es, dem Schlager neben
der rein kommerziellen Kalkulation auch einmal eine Außenseiter-Chance zu geben, ihn zum Kulturgut
zu machen, in den staatlichen Ausbildungsstätten junge Autoren zu schulen, sie durch Stipendien und
Wettbewerbe zu fördern. ... ... aus einem manipulierten Massenartikel ein Unterhaltungsmittel von höherem
Niveau zu entwickeln. ...
(aus "Schalger in Deutschland", Siegmund Helms, 1972)
Aber die Nachriegszeit war - ohne Frage - sehr schwer , auch für
AMIGA -
eines der ältesten noch existierenden deutschen Label (gegründet
1947 von Ernst Busch,'Lied der Zeit GmbH').
"Unter den Bedingungen von 1947 war die Schallplattenproduktion ein Abenteuer. Das Rohmaterial war knapp, so konnten
die Platten nur gegen Abgabe von alten Platten verkauft werden. Das Material wurde gemahlen, Schellack und die
nötigen Chemikalien zugesetzt und neu gepreßt....
... Die Materialien waren aber in der sowjetischen Zone oft nicht zu bekommen. Der Betrieb wäre zum Stillstand gekommen, wenn
wir kein Kupfer eingekauft hätten. Wir holten es aus dem Westen, obwohl es streng verboten war. ...
(aus "Ich geh mit dem Jahrhundert mit", Karl Siebert)
Musikalisch dominierten Swing und Jazz, den besonders die Engländer und Amerikaner mitbrachten.
In den
sowjetisch besetzten Gebieten Deutschlands wurde diesem Trend (genauer gesagt der angeblich
'reaktionären, dekadenten Gangstermusik') entgegen gesteuert. Schließlich sollte hier - gegen 'Formalismus' -
der 'neue, sozialistische Schaffensstil' entstehen!
(ZK-Beschluss der KPdSU vom 10.02.48)
Nicht alle zeigten dafür den nötigen Ernst: aus der Zeitschrift "Melodie" April
1948 :
"Während eines Tanzvergnügens in Bitterfeld ließ sich der Trompeter der Tanzkapelle ein Karl-Marx-Bild reichen,
durchstieß es mit seinem Instrument und bließ die Schlagermelodie:'Du bist heut so schlecht rasiert'.
Er wurde auf Grund des Paragraphen 5 des Gesetzes zur Sicherung der Demokratie des Landes Sachsen-Anhalt zu
3 Monaten Gefängnis verurteilt.
Das CDU-Blatt:'Neue Zeit' stellt die Frage, ob es unbedingt notwendig gewesen sei, gegen den trompetenden Flegel das
schwere Geschütz des Staatsanwaltes aufzufahren."
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Im Oktober 1949
kam es zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Die Auswirkungen einer retriktiven
Kulturpolitik wurden bald sichtbar. Wenn man vorher noch von "Aufbruchjahren" spracht, so folgte in den kommenden
Jahren nun für viele Künstler ein "Aufbruch gen Westen".
Beispiele :
Kurt Henkels oder das
RBT-Orchester
"Wer besorgt den Posaunisten vom RBT endlich 'plungers', mit denen allein die von Glenn Miller her bekannten
'Wah-Wah'-Effekte möglich sind?." (Zeitschrift "Melodie", 1/1949)
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... Das war nicht mehr nötig - den bereits 1950
kam das Ende des RBT-Orchesters.
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