Auch Künstler sind vor Erkrankungen nicht gefeit. Kurt Henkels war gerade stark erkältet, als wir ihn
aufsuchten. Und dennoch gab er uns bereitwillig ein Interview, das unseren Lesern so manches Interessante
über das bekannte und beliebte Tanzorchester des Senders Leipzig zu vermitteln mag.
Der Ansatzpunkt des Gesprächs war schnell gefunden,da Kurt Henkels selbstverständlich bekannt ist, daß viele
Hörer seit geraumer Zeit der zum Teil aufdringlichen 'Blechmusik' ablehnend gegenüberstehen. Natürlich ist das
Problem keineswegs dadurch zu lösen, indem die 'Big-Bands' wie Kurt Henkels, Günter Gollasch und andere
aufgelöst oder gar in kleinere Gruppen zersplittert werden. Auf diese Weise würden wir uns nur einer wichtigen
Klangfarbe berauben. Es gibt vielmehr seit längerer Zeit Überlegungen, wie man durch das Einbeziehen anderer
Instrumente, wobei besonders an Streicher gedacht ist, dem Klang das Stereotype nehmen kann. Natürlich
ist das Arbeiten mit Streichern keineswegs 'umwerfend' neu. Doch wie uns Kurt Henkels versicherte, gibt es
noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die bisher ungenutzt blieben. Andererseits ist der 'aufreizende'
Blechklang nicht zuletzt auch eine Frage des Stils. Denn bekanntlich können gerade die Blasinstrumente zu
Effekten mißbraucht werden, die die Grenzen des Wohlklangs übersteigen. ..."
(Melodie und Rhythmus; 2.Ausgabe 5/1959)
Mitte 1959 verließ Kurt Henkels die DDR.